Alpenüberquerung von Füssen zum Gardasee
Alle Berichte aus der Reihe
Teil 1: Planung und Organisation
Teil 2: Über den Alpsee und Fernpass nach Imst
Teil 3: Regeneratives Ausschütteln der Beine zwischen Imst und Pfunds
Teil 4: Über wilde Grenzen und schwarze Löcher auf das Dach der Tour
Teil 5: Von Laas über Meran an den Kalterer See
Teil 6: (Un-)Ruhetag nicht nur am Kalterer See
Teil 7: Durch das Tor des Südens kurz vor dem Sprung zum Finale
Teil 8: Vom Gardasee überwältigt
Teil 9: Rückreise und Fazit
Strecke: 57,7 km
Höhenmeter bergauf: 260
Tiefenmeter bergab: 102
Alle Details, Streckenverlauf – Höhenprofil usw: Outdooractive-Karte
Die zweite Etappe startet ohne Pedalbewegungen. Hätten wir vergessen, die Akkus einzusetzen, wir hätten es vermutlich zunächst nicht bemerkt. Wir verlassen Imst in südlicher Richtung, stoßen bald auf den Gurglbach, dem wir auf seinen letzten zwei Kilometern bis zur Mündung in den Inn folgen. Bis dahin geht es nur bergab, es ist wie Motorradfahren, macht Spaß.
Auch wenn wir mit Motorunterstützung unterwegs sind, der Vortag – geprägt von etwas Sparzwang die Akkukapazität betreffend und notwendiger Körperspannung auf den Schotterwegen – hat doch etwas gezehrt, wir merken, dass es doch etwas „Sport“ war.
Natürlich möchte ich das keinesfalls mit der Leistung der Reiseradler, die im Gegensatz zu uns ohne Begleitfahrzeug und ohne Motorunterstützung, dafür aber mit vollem Gepäck aus eigener Kraft den gleichen Weg meistern mussten, vergleichen. Wir trafen einige, haben uns kurz unterhalten – und sie nötigten uns allen tiefen Respekt ab! Aber es war auch halt schon signifikant mehr als „Garnichts“, was wir geleistet haben. So nahmen wir die Daten der heutigen Tagesetappe mit deutlich weniger Höhenmetern (Hier im Odenwald hat jede kleine Abendausfahrt schon mehr) und deutlich kürzerer Strecke erfreut zur Kenntnis.
Alpenromantik mit Pausen
Auch wenn es für die gesamte Tour nicht wirklich gravierend war, so gehört es doch zur Chronistenpflicht, auch die weniger idyllischen Abschnitte der Reise zu dokumentieren. Kurz nachdem die Radroute Via Claudia Augusta auf den Inn trifft, ist auch ein mehr oder weniger naher Verlauf der Route an der Inntalautobahn, einer der Hauptverkehrsadern des Alpenraumes, nicht immer vermeidbar.
Wenn man sich die Historie der alten Römerroute durch die Alpen, der der Radweg folgt, etwas vor Augen führt, ist das auch nicht wirklich verwunderlich. Die Via Claudia Augusta ist nun einmal die leichteste Alpenquerung, und seit der Römerzeit eine vitale Verbindung durch das Gebirge hindurch. Hier wurden viele bedeutende Siedlungen gegründet. So musste auch die moderne Infrastruktur letztlich folgen.
Der Schreck des „Autobahnradelns“ dauerte jedoch nicht lange. Bald trennen sich die Verläufe von Rad- und Autoroute wieder ausreichend weit, so dass der Genuss der Landschaft auf gut ausgebauten, meistens asphaltierten Wegen und kleinen Nebenstraßen wieder in den Vordergrund tritt.
Halbzeit in Landeck
Landeck markiert etwa knapp die Hälfte der Etappe, ist die größte Ortschaft am Weg und so verabredeten wir uns mit unserem wichtigsten Gruppenmitglied, dem Fahrer des Begleitfahrzeugs dort zum gemeinsamen Mittagessen.
Nach einer entspannten Mittagspause, etwas Schlendern durch Landeck machen wir uns auf die zweite Hälfte der sehr leichten Etappe.
Frisch gestärkt nach Pfunds
Der Inn bleibt ständiger Begleiter, wir werden den Fluss noch einige Male queren. Da wir dem Flusslauf aufwärts folgen, nimmt die Breite beständig ab, auch geht es mal über eine Staustufe mit Wasserkraftwerk, einen kleinen Teil der Strecke absolvieren wir neben und teilweise auf einer relativ stark befahrenen Straße – aber zum Glück dauern diese Abschnitte nie so lange, dass sie den Genuss der Tour trüben könnten, gleichwohl gibt es sie aber schon.
Gleichzeitig ändert sich auch die Charakteristik des Radweges hier. Vorher ist das Inntal breit, die Wege sind eher kleine Nebenstraßen, danach wird es irgendwie uriger, der Inn wandelt sich mehr und mehr zum Gebirgsfluss, der Radweg führt enger daran vorbei, das Landschaftserlebnis wurde für mich gefühlt naturnaher und alpiner.
Im weiteren Verlauf wird das Tal wieder weiter, der Weg führt über guten asphaltierten Untergrund immer auch mal ein Stück über die Straße oder kreuzt diese und findet wieder an das Ufer des Inn zurück, bis wir unser Ziel erreichen.
Auftanken an der Sauerbrunnenquelle in Prutz
Zufällig fiel mir bei der Vorbeifahrt ein kleiner Anbau an den Fels auf, vor dem sich viele Radler und Passanten sammelten. Dort läuft aus einem Hahn das Quellwasser der Sauerbrunnenquelle in ein Becken, man kann es kostenlos abfüllen oder trinken. Dem Namen alle Ehre machend schmeckt es leicht säuerlich, enthält zahlreiche Mineralien und kommt bereits natürlich mit Kohlensäure versetzt kalt aus dem Felsen. Wir fanden es alle besonders köstlich und erfrischend – gesund soll es auch sein. Klarer Tipp zum Anhalten von unserer Seite.
Abstecher und Abkühlung an heißen Tagen: Erfrischung im Rieder Badesee
Ca. nach 40 km auf der Tour, also 16 km vor dem Etappenziel in Pfunds, passieren wir den Rieder Badesee zu unserer Linken. Dieser See bietet sich besonders für Radler zur kurzen Abkühlung an, oder wenn man einfach nur etwas trinken möchte. Obwohl es eigentlich ein Strandbad mit Kasse am Eingang ist, darf man nach kurzer Rücksprache mit dem Personal mit den Fahrrädern hineinfahren. Wenn man nur etwas trinken möchte im kleinen Biergarten am Kiosk, zahlt man keinen Eintritt, sonst – wenn man auch schwimmen möchte, einen kleinen Betrag. Funktioniert einfach so auf Vertrauensbasis, und die teuren Räder samt Gepäck kommen einfach unkompliziert mit. Fanden wir einfach klasse!
So nutzten wir die Freiheiten, die uns diese sowohl einfache wie auch kurze Etappe bot, um die Augen offen zu halten und fanden weitere kleine Schätze entlang des Weges, die wir zur Erholung nutzten.
Die folgende Etappe sollte wieder deutlich fordernder werden, die Überquerung des Reschenpasses stand an, und das Passieren gleich mehrerer Landesgrenzen – und einer EU-Außengrenze über einen Trail.
Hier geht es weiter:
Teil 4: Über wilde Grenzen und schwarze Löcher auf das Dach der Tour
Vorheriger Teil des Berichtes:
Teil 2: Über den Alpsee und Fernpaß nach Imst